Mehr als 600 Leuchten entwarf Gino Sarfatti im Laufe seiner langen Karriere. Drei Modelle sind besondere Hingucker.
1912 in Venedig geboren, strebte Gino Sarfatti zunächst den Abschluss als Luftfahrttechniker in Genua an. Wegen der politischen Lage in Italien, die unter anderem seinen Vater, einen zuvor erfolgreichen Geschäftsmann, in den Ruin trieb, sah er sich jedoch gezwungen, sein Studium aufzugeben. Sarfatti sattelte um und hob 1939 seine Leuchtenmanufaktur Arteluce aus der Taufe, unter deren Flagge er über 600 Leuchten und Beleuchtungskörper kreierte. 1973 verkaufte der das Unternehmen an den traditionsreichen italieinischen Hersteller Flos.
Zahlreiche Awards erhielt Sarfatti für seine Entwürfe, unter anderem den Compassi d’Oro und den Große Preis der Triennale in Mailand. Die Leuchte „Mod. 1063“ von 1954 ist Teil der Designsammlung des MoMA in New York. Nicht umsonst gilt Sarfatti als einer der produktivsten italienischen Designer seiner Zeit. Er starb im Jahr 1984.
Seine Arbeit zeichnet sich durch eine große Lust am Experiment aus. Viele Kreationen erregten dank ungewöhnlicher Materialien, Produktionsmethoden, Beleuchtungsmittel oder Designbesonderheiten Aufmerksamkeit. Sarfatti experimentierte beispielsweise früh mit Plexiglas oder Halogenlampen. Auf überflüssige Ornamente oder Dekoration verzichtete Sarfatti bei seinen Entwürfen. Stattdessen verfolgte er einen sachlichen, funktionalistischen Ansatz, den auch die spartanische Benennung der Modelle wiederspiegelt.
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Anlässlich der Euroluce 2013 entschloss sich Hersteller Flos, einige Modelle Sarfattis neu aufzulegen. Alle Modelle wurden überarbeitet und mit LED-Leuchtmitteln ausgestattet. Drei von ihnen finden sich unten.
Gegenüber archlighting sagte Flos-Geschäftsführer Piero Gandini: „Es war ein bisschen pervers. Sarfatti war, wenn man seine Interviews liest, auf theoretischer Ebene ein Funktionalist. Er suchte sich immer einen Ausgangspunkt und designte um diesen Ausgangspunkt herum. Viele dieser Punkte gibt es aber nicht mehr oder wird es bald nicht mehr geben. Wir mussten seine Entwürfe überarbeiten. Wir haben uns für LEDs entschieden und sie in die entsprechenden Formen gebracht. […] Auf eine bestimmte Weise haben wir Sarfatti nicht respektiert. Wäre er noch da, hätte er etwas anderes als LED gewählt.“
Mod. 548 (1951)
Ein schwenkbarer Spot aus weißem Aluminium leuchtet einen schalenförmigen Diffusor aus weißem, azurblauem oder orangem opalem Metacrylat an, der das Licht reflektiert. Als Gegengewicht verfügt „Mod. 548“ über eine Messingstange am Sockel.
Mod. 1063 (1954)
Die Standleuchte besteht lediglich aus einem dünnen Rohr aus lackiertem Auluminium, in dem das Leuchtmittel eingelassen ist. Das Netzteil findet sich im Sockel.
Mod. 2129 (1969)
Transparentes Methacrylat kommt als Material bei dem ausladenden Bogen zum Einsatz, um den sich das Stromkabel schwingt, an dessen Ende der schalenförmige Reflektor aus Aluminium befestigt ist. Am anderen Ende der Schnur findet sich ein Gegengewicht aus Messing, das die Lampe in Position hält.